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Greift Covid-19 auch die Geisteswissenschaften an? Wofür sich Medien und Studienanfänger*innen gerade interessieren

Die Covid-19-Pandemie hat einen großen Einfluss auf unser Alltagsleben, beispielsweise stehen plötzlich andere Arbeitsbereiche im Fokus der Öffentlichkeit. In der Wissenschaft ist auffällig, dass zuletzt Immunologen und Virologen eine ganz neue Prominenz erlangt haben. Internationale Koryphäen wie Anthony Fauci in den USA, Christian Drosten in Deutschland oder Marc van Ranst und Erika Vlieghe in Belgien sind medial präsent und werden fast schon zu Popstars.

Es ist eine gute Entwicklung, dass die populäre Wissenschaftskommunikation eine ganz neue Reichweite erhält, beispielsweise der Podcast von Christian Drosten oder der Vlog-Channel von Mai Thi Nguyen-Kim. Auch viele Nicht-Wissenschaftler*innen können nun etwas mit einem Begriff wie ‚Peer Review‘ anfangen. Einer aktuellen Studie zufolge sprechen sich 90% aller Bürger*innen dafür aus, die Politik möge auch zukünftig „verstärkt Meinungen und Analysen der Wissenschaft in politische Entscheidungsprozesse“ einbeziehen.

Zugleich bewirkt die aktuelle mediale Fixierung auf die Naturwissenschaften und die ökonomische Krise jedoch auch eine nachhaltige Verschiebung der gesellschaftlichen Interessenlage. Während viele Selbstständige aus dem Kultursektor gerade auftrags- und teilweise auch öffentlichkeitslos sind und Expert*innen bereits ein großes Zeitungs- und Kinosterben prophezeien, fokussiert sich die mediale Öffentlichkeit hauptsächlich auf die Bereiche Politik, Virologie und Ökonomie.

Geisteswissenschaften, Kompetenzen und Kulturkrisen

Diese einseitige Priorisierung greift jedoch zu kurz. Denn natürlich muss Continue reading

Neuerscheinung: “Deutsch in der Literatur Luxemburgs”

Thomas Ernst (2019): Von Mischkultur und Mehrsprachigkeit: Deutsch in der Literatur Luxemburgs. In: Oxford German Studies, 48:1, 91-112, DOI: 10.1080/00787191.2019.1583444.

Ich freue mich sehr, dass mein Beitrag “Von Mischkultur und Mehrsprachigkeit: Deutsch in der Literatur Luxemburgs” im vom Brüsseler Kollegen Arvi Sepp herausgegebenen Sonderheft der Oxford German Studies zu peripheren deutschsprachigen Gegenwartsliteraturen in Europa veröffentlicht worden ist. Zudem steht dieser Beitrag im Sinne des Open Access zum freien Download zur Verfügung.

Dieser Beitrag schließt an mein komparatistisches Postdoc-Projekt an der Université du Luxembourg über mehrsprachige Literaturen in Deutschland, Flandern und Luxemburg an. Das Abstract lautet wie folgt: Die Literatur Luxemburgs wird als solche erst seit den 1980er Jahren anerkannt und ihre fundamentale Mehrsprachigkeit und kulturelle Hybridität werden seit den 2000er Jahren als ihre zentralen Merkmale bestimmt. Eine quantitative Analyse der Datenbank “autorenlexikon.lu” zeigt, dass das Feld der luxemburgischen Literatur tatsächlich ein mehrsprachiges ist, auf dem Deutsch und Französisch die wichtigsten Literatursprachen sind, dicht gefolgt von Luxemburgisch. Dabei ist die Prosa Luxemburgs zumeist in deutscher Sprache verfasst, Lyrik auf Französisch und Theaterstücke auf Luxemburgisch. Eine qualitative Analyse der Theatertexte “penalty” (2009) von Roger Manderscheid und “now here & nowhere oder den här io ming pei hätt mueres gär krewetten” (2007) von Nico Helminger zeigt, dass die deutsche Sprache hier keine positiven oder negativen Konnotationen erhält, sondern vielmehr Teil einer Sprachmischung aus Deutsch und Luxemburgisch bzw. Deutsch, Englisch, Französisch und Luxemburgisch wird. Diese Sprachmischung unterstützt die Konstruktion hybrider Identitäten bzw. die Differenzierung der sozialen Milieus in Luxemburg.

„Guy Helminger: Ein Sprachanatom bei der Arbeit“ ist erschienen!

Gerade ist der Sammelband „Guy Helminger. Ein Sprachanatom bei der Arbeit” erschienen, über dessen Erscheinen seine Herausgeber – Rolf Parr, Claude D. Conter und ich – sehr froh sind. Der Band versammelt die drei Poetikvorlesungen, die Guy Helminger im Sommersemester 2012 als Poet in Residence an der Universität Duisburg-Essen gehalten hat. Zudem werden die Poetikvorlesungen und die Einführung in das Werk Guy Helmingers von Prof. Dr. Rolf Parr auf einer beiliegenden DVD auch als Seh- und Hörerlebnis zur Verfügung gestellt.

Den Band komplettieren literaturwissenschaftliche  Beiträge von Prof. Dr. Rolf Parr, Dr. Hanna Köllhofer und mir (Uni Duisburg-Essen), Prof. Dr. Dieter Heimböckel, Dr. Wilhelm Amann, Dr. Natalie Bloch (Uni Luxemburg), Prof. Dr. Christof Hamann (Uni Köln), Dr. Claude D. Conter und Daniela Lieb (CNL Mersch) zu verschiedenen Aspekten des Werks. U.a. werden seine Erzählungen, Romane, Theatertexte, Hörspiele, Drehbücher und Weblogs zum Gegenstand der Analysen.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite zum Sammelband „Guy Helminger. Ein Sprachanatom bei der Arbeit”, Sie können sich auch seine Poetikvorlesungen auf DuEPublico ansehen.

Buchpräsentation “Verortungen der Interkulturalität” am 8.5.2012

Am Dienstag, 8. Mai 2012, um 19.30 Uhr, werde ich gemeinsam mit dem Mitherausgeber Prof. Dr. Dieter Heimböckel (Université du Luxembourg) und dem Beiträger Prof. Dr. Rolf Parr (Universität Duisburg-Essen) unser Buch Verortungen der Interkulturalität. Die Europäischen Kulturhauptstädte’ Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010) präsentieren. Dabei werden wir zunächst die wichtigsten Ergebnisse des Bandes präsentieren und fragen, wie das Kulturhauptstadtjahr ‚Ruhr.2010‘ retrospektiv zu bewerten ist. Danach besteht die Möglichkeit zur ausführlichen Diskussion der Frage, was nun eigentlich vom Kulturhauptstadtjahr ‚Ruhr.2010‘ geblieben ist. Die Veranstaltung findet statt in der Heinrich-Heine-Buchhandlung am Viehofer Platz 8 in Essen, der Eintritt ist frei.

Zum Ende des Jahres 2010: Veröffentlichungen – ein Überblick

2010 war ein produktives Jahr, insbesondere meine Arbeit als Postdoktorand an der Université du Luxembourg, unterstützt vom FNR Luxembourg und Prof. Dr. Georg Mein, ermöglichte mir die Fertigstellung zahlreicher Aufsätze und Forschungsbeiträge, die inzwischen teilweise auch online vorliegen: Continue reading

“Europäische Kulturhauptstädte interkulturell”: Konferenz-Ergebnisse, Online-Vorträge und Tagungsband

Konferenz Europaeische Kulturhauptstaedte interkulturell

Die von Prof. Dr. Dieter Heimböckel und mir an der Université du Luxembourg organisierte Konferenz zum Thema Europäische Kulturhauptstädte interkulturell. Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010) war äußerst erfreulich. Die Vorträge von Dr. Wilhem Amann (Luxemburg), Prof. Dr. Volker Dörr (Düsseldorf), Dr. Thomas Ernst (Duisburg-Essen), Prof. Dr. Deniz Göktürk (Berkeley), Prof. Dr. Simon Güntner (Hamburg), Prof. Dr. Dieter Heimböckel (Luxemburg), Frank Hoffmann (Luxemburg), Prof. Dr. Sonja Kmec (Luxemburg), Dr. Jürgen Mittag (Bochum), Prof. Dr. Rolf Parr (Duisburg-Essen), Dr. Achim Prossek (Dortmund), Hans Sakkers (Utrecht) und Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan (Duisburg-Essen) (siehe in dieser Reihenfolge auch auf den Fotos rechts) wurden interessiert aufgenommen und boten zahlreiche Ausgangspunkt für spannende und lehrreiche Diskussionen. Die meisten Vorträge werden in einem Tagungsband dokumentiert, der Mitte 2011 als erster Band der neuen Reihe Interkulturalität. Studien zu Sprache, Literatur und Gesellschaft im transcript Verlag Bielefeld erscheinen wird (Reihenherausgeber: Prof. Dr. Andrea Bogner und Prof. Dr. Dieter Heimböckel).
Vorläufig kann man meines Erachtens drei generelle Erkenntnisse zum Komplex der Europäischen Kulturhauptstädte und ihrer Interkulturalität, die sich durch die meisten Vorträge gezogen haben, festhalten:

1. Alle Europäischen Kulturhauptstädte sind (allerdings in unterschiedlichen Weisen und Graden) gescheitert.

Während die Konzeption der Europäischen Kulturhauptstädte in der EU darauf zielt, die europaweite Vernetzung urbaner Räume zu fördern und einzelnen Städten und Ballungsgebieten einen Imagewechsel zu ermöglichen, lässt sich nahezu kein Beispiel benennen, bei dem dieses Ziel wirklich nachhaltig erreicht wurde. Im Idealfall blieben vor Ort kleine Initiativen nachhaltig, weshalb es wichtig erscheint, zumindest auf lokaler Ebene ein Kulturbüro zu installieren, das in der Nachfolge des Kulturhauptstadtjahres junge und avancierte Projekte weiterhin fördert.

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“Europäische Kulturhauptstädte interkulturell: Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010)”. Eine Konferenz an der Université du Luxembourg

Am 9./10.12.2010 findet an der Université du Luxembourg eine Konferenz zum Thema „Europäische Kulturhauptstädte interkulturell. Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010)” statt, die ich gemeinsam mit Prof. Dr. Dieter Heimböckel von der Université du Luxembourg organisiert habe.

Ziel der Tagung soll es sein, Aufschlüsse über gesellschaftliche, räumliche, kulturelle und ästhetische Strategien und Aporien, Konstruktionen und Perspektiven im Umgang mit dem Phänomen der Interkulturalität auf der Ebene der Kulturhauptstädte Europas zu erhalten, um von hier aus den Kenntnisstand über Anspruch und Wirklichkeit des Identitätsfindungs- und Integrationsprozesses in Europa zu erweitern. Continue reading

Liminal Spaces in Tel Aviv

Good news! I got an invitation of the Minerva Institute for German History in Tel Aviv to give a presentation during their conference on Germany and its Neighbors – Borders, Identities, Relations that will take place on February 13-14, 2011.

In Tel Aviv, I will speak on “The Position of German in Multilingual Belgium and Luxembourg. Reflections on Liminal Spaces and the Connotations of Languages”. The presentation will be a kind of aftermath of my postdoc-project at the University of Luxembourg. I am looking forward to my first visit to Israel!

Culturele hoofdstad van Europa: Het Ruhrgebied in de literatuur

In 2010 zijn het Ruhrgebied en Istanbul de twee culturele hoofdsteden van Europa. Op Radio Klara zwerft het programma Babel een week door het Ruhrgebied, zijn geschiedenis en zijn cultuur. Op donderdag 24 juni heb ik een interview gegeven rond het Ruhrgebied in de literatuur. In de woorden van Babel “praten we met literatuurwetenschapper Thomas Ernst, afkomstig uit het Ruhrgebied maar ondertussen verhuisd naar Brussel. Hij brengt de leukste boeken over zijn geboortestreek mee.”
Ik werd door Radio Klara uitgenodigd naar aanleiding van mijn twee boeken over het ruhrgebied in de literatuur, Europa erlesen: Ruhrgebiet (2009) en Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur (2010). In december 2010 zal ik – samen met Prof. Dr. Dieter Heimböckel – aan de Université du Luxembourg een conferentie rond het onderwerp Europäische Kulturhauptstädte interkulturell. Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010) organiseren.
Precies een maand later mocht ik al opnieuw uitleg komen geven, deze keer op een zaterdag in De kunstkaravaan waar het heette: “Thomas Ernst gidst ons door begeesterende plekken en boeken in het Ruhrgebied.” U vindt opnames van de twee interviews en links naar meer informatie rond het Ruhrgebied beneden!

INTERVIEWS OP RADIO KLARA:

DE VOLLEDIGE PROGRAMMA’S OP RADIO KLARA

MEER MATERIAAL OM TE LEZEN EN TE BELUISTEREN:

Pierre Legendre und die Zivilisation des Interpreten

Während die Namen von Deleuze, Derrida oder Foucault an den deutschen Universitäten inzwischen äußerst geläufig sind, sind andere französische Denker von Gewicht noch nahezu unbekannt. Vom 79jährigen Psychoanalytiker und Rechtshistoriker Pierre Legendre liegen in deutscher Übersetzung bislang nur wenige Schriften vor, am bekanntesten wurde seine kurze Abhandlung Die Fabrikation des abendländischen Menschen. Mit seiner ‘dogmatischen Anthropologie’ entwickelt Legendre ein Theoriegebäude, dessen große Thesen ebenso faszinierend sind wie auch zum Widerspruch und Weiterdenken anleiten. Zentral stehen in seinem Werk die Macht der Schriftzeichen und die Reflexion über Gesetz und Gesetzgeber, die erst den abendländischen Menschen produzieren:

“Den Menschen zu fabrizieren, heißt ihm die Grenze anzugeben. Continue reading