Downloads: Elfriede Jelinek kriecht unter dem Bilderschrott hervor. Ein Interview

Elfriede Jelinek ist Literaturnobelpreisträgerin und gewann 2002 und 2004 den Mülheimer Dramatikerpreis Stücke. 2006 konnte ich bei den Mülheimer Theatertagen für die Festivalzeitung Stück für Stück – gemeinsam mit Natalie Bloch – ein Interview mit ihr führen, das unter dem Titel ‚Unter dem Bilderschrott hervorkriechen’. Elfriede Jelinek im Gespräch über das Verhältnis von Schrift und Bild, parodierte Selbstgerechtigkeit und die Waffe, die den Schreiber erschießt erschien. Darin erklärt sie, was der Mensch in der postmodernen Medienwelt überhaupt noch sein kann:

Jeder Individualismus ist schon lange obsolet, spätestens seit Beckett, wird aber auf dem Theater immer noch gern gekauft und gesehen: Individuelles Handeln ist längst Illusion geworden (…). Vielleicht besteht ja die Freiheit darin, unter dem Bilderschrott hervorzukriechen? Continue reading

Subversion – Eine kleine Diskursanalyse eines vielfältigen Begriffs

Das Journal Psychologie & Gesellschaftskritik hat mich gebeten, für sein Heft zum Thema “Subversion” (Nr. 128/2008) einen einführenden Aufsatz zum Begriff der Subversion zu schreiben. Dieser ist inzwischen unter dem Titel Subversion – Eine kleine Diskursanalyse eines vielfältigen Begriffs auf 26 Seiten des Journals erschienen. Mein Beitrag basiert auf einigen Ergebnissen meiner Dissertation zum Thema Pop, Minoritäten, Untergrund. Subversive Konzepte in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa, die 2009/2010 erscheinen wird und sich noch einmal ausführlicher und detaillierter mit dem Begriff der Subversion beschäftigt.

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Downloads: Falk Richter: Über das System und den Stillstand, Flughafenhotels und Zwiebelschalen

Falk Richter arbeitet als Autor und Theaterregisseur und erhielt u.a. den Hörspielpreis der Deutschen Akademie der Künste. Bekannt wurde er mit Das System (2004, Schaubühne am Lehniner Platz), mit Unter Eis aus diesem Zyklus wurde Richter zu den Mülheimer Dramatikertagen Stücke eingeladen, für dessen Festivalzeitung Stück für Stück ich ihn interviewt habe. Unter dem Titel ‚Ich trete nicht als Richter auf’. Falk Richter im Gespräch über Pop, Fernsehen und den Stillstand stellt er die These auf, dass das Fernsehen heute das ‚real life’ darstellt:

Medien sind in extremer Weise ein Teil unseres Lebens geworden. Fernsehserien werden nicht mehr dem Alltagsleben nachgebildet, sondern das Alltagsleben orientiert sich an den Serien. Ich habe neulich einen Dokumentarfilm gesehen über junge Inder, die in einem Callcenter arbeiten und vorgeben müssen, dass sie US-Amerikaner seien. Die lernen das anhand der Serie ‚Sex and the City’, müssen anhand einer Figur aus der Serie ihre Biografie ausbilden.

Das gesamte Interview kann nun abgerufen werden (Quelle: Stück für Stück 6/2004, S. 3). Auf der rechten Seite findet sich das Interview, auf der linken Seite eine Zusammenfassung der Publikumsdiskussion über das Stück, unter dem possierlichen Titel Zwiebelschalen und Flughafenhotels.

Die Kunst, der Adel und der Metzger

„Der Rang von Kunstwerken ist dem des Adels entgegengesetzt: er misst sich nicht an der Herkunft, sondern an den Konsequenzen.”
Heinz-Klaus Metzger

Bei Autoren wie Alexander von Schönburg, Alexa Hennig von Lange oder Benjamin von Stuckrad-Barre evoziert dies allerdings eine chiastische Struktur. Da mal drüber nachdenken!

Anekdoten über Philosophen: Peter Köhler

In seiner Anekdotensammlung Geh mir aus der Sonne! vereint Peter Köhler, dessen berühmter ‚Kartoffel-Text’ einst für diplomatische Verwicklungen mit Polens Ministerpräsidenten sorgte, zahllose kleine und größtenteils sehr witzige Anekdoten aus der Philosophie-Geschichte. Beispiel gefällig?

„Einen Studenten, der spät aus einer Schelling-Vorlesung kam, fragt ein Kommilitone: ‚Der Magister Dunkelhut hat wohl wieder überzogen?’ ‚Ja, er sprach mehr als zwei Stunden.’ ‚Und worüber hat er gesprochen?’ ‚Das hat er nicht gesagt.’“ [S. 102]

In solcher Weise belesen, wird man die heiligen Stätten der akademischen Welt fortan als heitere Bühnen betrachten, auf denen nicht alles bierernst zu nehmen ist, auch nicht der Tod, der in der Wissenschaft nur als Abschluss eines Forschungsprojektes in die Akten eingetragen wird:

„Niklas Luhmann bewarb sich Ende der sechziger Jahre an der neugegründeten Universität Bielefeld und sollte seine Forschungsvorhaben angeben. Luhmann schrieb: ‚Mein Projekt lautet: Theorie der Gesellschaft; Laufzeit: 30 Jahre; Kosten: keine.’ 1968: Luhmann bekommt den Lehrstuhl; 1984: sein Buch Soziale Systeme erscheint; 1990: Die Wissenschaft von der Gesellschaft erscheint; 1997: Die Gesellschaft der Gesellschaft erscheint; 1998: Luhmann stirbt. Laufzeit: 30 Jahre.“ [S. 217]

Freuen Sie sich mit dem Buch: Peter Köhler: Geh mir aus der Sonne! Anekdoten über Philosophen und andere Denker. Stuttgart: Reclam, 2004.

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint

…so singen Kettcar in Im Taxi weinen. Ganz lebensweise sang bereits Bob Dylan:

You can kill somebody with kindness, too.

Aber womöglich hatte auch der alte Bob diese Weisheit nur geklaut. Heinrich Zille stellte schon viel früher in ähnlicher Diktion fest:

Man kann Menschen nicht nur mit einer Axt, sondern auch mit einer Wohnung töten.

Wir hätten es wissen können, auch ohne Immobilienkrise anno 2008.

Waldorf & Statler on Blogging

Was sind Blogger? Wenn sie mehr betrachten als ihren eigenen Bauchnabel machen sie nichts anderes als das Rentnerduo Waldorf und Statler aus der Muppet Show: Blöd in der Loge rumhocken und die Abstrusitäten auf der Bühne des Lebens kommentieren. Als Hommage an die beiden werten Herren From the Balcony dokumentiere ich einen kurzen Dialog der beiden schlauen Rentner, der vielleicht als Motto über meinem ganzen Blog stehen könnte:

-This show is awful.

-Terrible.

-Disgusting.

(Pause.)

-See you next week?

-´Course.

Marcel Reich-Ranicki, Thomas Gottschalk, Helge Schneider und die Debatte um das Fernsehen

Als dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki am 11. Oktober 2008 der Deutsche Fernsehpreis für sein Lebenswerk, zu dem u.a. die Literatursendung Das literarische Quartett gehört, verliehen werden sollte, lehnte er diesen ab mit den Worten:

Ich nehme diesen Preis nicht an (…) und finde es auch schlimm, dass ich hier vier Stunden das erleben musste. Es gibt ja Abende, die man ganz schön erlebt: (…) Man kann im Arte-Programm manchmal sehr schöne, wichtige Sachen sehen. Ich habe auch früher Wichtiges im 3Sat-Programm gesehen. Aber das hat sich jetzt geändert, meist kommen da schwache Sachen. Aber nicht der Blödsinn, den wir hier zu sehen bekommen haben.

Da schauten Sie ziemlich dumm aus der Wäsche, die Betriebsbuchsen Jenny Elvers-Elbertzhagen, Veronika Ferres, Ingolf Lück, Marco Schreyl, Johannes B. Kerner und natürlich der Moderator und Laudator Thomas Gottschalk. Doch sehen Sie selbst:

Als Effekt dieses ‘Eklats’ fand gestern unter dem Titel Aus gegebenem Anlass im ZDF ein Gespräch zwischen Reich-Ranicki und Gottschalk statt, während sich unterdessen alle Feuilletons in verschärfter Kritik der (öffentlich-rechtlichen) Fernsehprogramme geübt haben. Doch inwiefern treten diese Kritikversuche allesamt ins Leere, da sie den Formen des Mediums verhaftet bleiben? Und wie ließe sich eine wirklich Subversion des Mediums inszenieren, die auf überraschende Weise seine Standardisierungen unterliefe und nicht bloß hilflos an verlorene bildungsbürgerliche Ideale appellierte? Ein paar kleine Kommentare zu den Protagonisten Gottschalk, Reich-Ranicki (beide freiwillig), Helge Schneider (unfreiwillig) und dem Medium Fernsehen (superwillig):

Thomas Gottschalk, der neuerdings auch als Beiträger zur Frankfurter Anthologie der FAZ zu reüssieren versucht und am 13. September 2008 Joseph von Eichendorffs Gedicht An Görres in einer Weise besprach, die ohne Änderung in die verhohnepiepelnde Offenbacher Anthologie des Satiremagazins Titanic hätte übernommen werden können, spielte seine Gastgeberrolle ziemlich perfekt und mühte sich erfolgreich, den ausgescherten ‘Chefkritiker’ sobald als möglich wieder in das System zu integrieren: Continue reading

Gekozen voor de masterclass van ‘Vers bloed’ in Passa Porta!

Nadat ik al van maart tot juni 2008 deel uitmaakte van de derde aflevering van ‘Vers bloed’, een schrijversworkshop voor ‘schrijvers van buitenlandse origine’, werd ik nu ook uitgekozen voor de zogenaamde masterclass’, die van oktober 2008 tot maart 2009 doorgaat, en weer geleid wordt door Benno Barnard en georganiseerd door Hai Chay Jiang in de naam van het Internationaal Literatuurhuis Passa Porta en Het Beschrijf. Samen met Sarah De Mul, Roos Van Vlaenderen, Gregory De Vleeschouwer, Fleur Ordoukhani en Annelies De Ville ga ik – in mijn vrije tijd naast mijn wetenschappelijke bezigheiden – aan literaire projecten in het Nederlands werken en op 29 maart 2009 – als deel van het Passa Porta-festival 09 “De wereld is een werf” – een openbare lezing geven.

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