Tag Archives: Literatur

In eigener Sache: Konferenzberichte ‚Collective Creativity’ (Sydney), ‚Das Ruhrgebiet als Rhizom’ (Bochum) und ‚Goethes Pagerank’ (Göttingen)

In den letzten Monaten war ich wieder viel unterwegs und habe auf einigen Konferenzen Vorträge zu den Themen „Hybride und multilinguale Literatur aus Belgien und Luxemburg”, „Literatur als Subversion”, „Literatur im Internet”, „Kollektives Schreiben”, „Adornos Moderne-Konzeption” und „Das Ruhrgebiet in der Literatur” gehalten. Diese Vorträge führten mich nach Sydney, Warschau, Antwerpen, Gent, Göttingen, Bochum und Duisburg. Es freut mich sehr, dass inzwischen zu einzelnen dieser Konferenzen Tagungsberichte erschienen sind, in denen auch die Thesen und Inhalte meiner Vorträge dargestellt werden.

Über meinen Vortrag auf dem Sydney Symposium 2009 zum Thema Collective Creativity, das vom 23.-26.07.2009 am Goethe Institut von Sydney in Australien stattfand, schreibt Anna König (Hinweis: Ich habe am Tagungsbericht mitgearbeitet, allerdings nicht an der Darstellung meines eigenen Vortrags):

„THOMAS ERNST (Luxembourg) questioned the claim that literature today does not have political effects. Continue reading

Culturele hoofdstad van Europa: Het Ruhrgebied in de literatuur

In 2010 zijn het Ruhrgebied en Istanbul de twee culturele hoofdsteden van Europa. Op Radio Klara zwerft het programma Babel een week door het Ruhrgebied, zijn geschiedenis en zijn cultuur. Op donderdag 24 juni heb ik een interview gegeven rond het Ruhrgebied in de literatuur. In de woorden van Babel “praten we met literatuurwetenschapper Thomas Ernst, afkomstig uit het Ruhrgebied maar ondertussen verhuisd naar Brussel. Hij brengt de leukste boeken over zijn geboortestreek mee.”
Ik werd door Radio Klara uitgenodigd naar aanleiding van mijn twee boeken over het ruhrgebied in de literatuur, Europa erlesen: Ruhrgebiet (2009) en Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur (2010). In december 2010 zal ik – samen met Prof. Dr. Dieter Heimböckel – aan de Université du Luxembourg een conferentie rond het onderwerp Europäische Kulturhauptstädte interkulturell. Luxemburg und die Großregion (2007), das Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010) organiseren.
Precies een maand later mocht ik al opnieuw uitleg komen geven, deze keer op een zaterdag in De kunstkaravaan waar het heette: “Thomas Ernst gidst ons door begeesterende plekken en boeken in het Ruhrgebied.” U vindt opnames van de twee interviews en links naar meer informatie rond het Ruhrgebied beneden!

INTERVIEWS OP RADIO KLARA:

DE VOLLEDIGE PROGRAMMA’S OP RADIO KLARA

MEER MATERIAAL OM TE LEZEN EN TE BELUISTEREN:

Buchpräsentation „Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur”

Gestern haben Florian Neuner und ich im neuen Medienhaus von Mülheim an der Ruhr unsere neue literarische Anthologie „Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur” präsentiert, eingeführt von dem Leiter des assoverlags, Ernst Gerlach, und ausführlich vorgestellt vom Leiter des Ruhr Museums, Prof. Dr. Ulrich Borsdorf. Florian und ich haben uns zudem sehr gefreut, dass der von uns sehr geschätzte Autor und Literaturwissenschaftler Jürgen Link, die Leiterin des Fritz-Hüser-Instituts, Hanneliese Palm, sowie mit Holger Bergmann,  Klaus-Peter Böttger und Dirk Schneider einige der wichtigsten (im Falle Böttgers: ehemaligen) Kulturvermittler aus Mülheim vor Ort waren.
Karl-Heinz Gajewski hat zudem in seinem Audioarchiv reviercast.de einige Fragmente der Buchpräsentation versammelt:

Und eine erste Rezension des Buches ist ebenfalls gestern erschienen. Continue reading

“Das Schwarze sind die Buchstaben. Das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur” – gerade erschienen!

Wir schreiben das Jahr 2010, das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas – und jüngst ist die zweite literarische Anthologie von Florian Neuner und mir erschienen! Wir präsentieren in dieser Anthologie die Gegenwartsliteratur über das Ruhrgebiet in siebzehn ausgewählten Prosatexten von den 1980er Jahren bis heute. Damit geben wir erstmals einen Überblick über die ganze Bandbreite der Literatur, die seit dem Ende der industriellen Epoche über das Ruhrgebiet geschrieben wird. Die Anthologie versammelt auch überregional wahrgenommene Autoren aus dem Ruhrgebiet wie Hans Henning Claer, Helge Schneider oder Wolfgang Welt neben bekannten Autoren von außerhalb, die über ihre Arbeit und Besuche im Ruhrgebiet berichten, wie Sibylle Berg, Thomas Kapielski, Alexander Kluge, Katja Lange-Müller und Harry Rowohlt. Daneben finden sich auch einige echte Entdeckungen wie Franz Hodjak und Dezső Tandori, die der Ruhrgebietsliteratur neue Facetten hinzufügen. Ein materialreicher Essay von mir bietet zudem eine systematische Übersicht über das Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur – von der erzählenden und experimentellen Prosa über die groteske, satirische und migrantische Literatur bis hin zur Pop- und Untergrundliteratur und zu den neuen Medien. Eine Vielfalt, die zum Weiterlesen einlädt und hier erstmals fundiert und umfassend versammelt wird!

Mehr Informationen zum Buch inklusive Inhaltsverzeichnis, Leseproben und Lieblingszitaten finden sich auf der eigenen Seite zum Buch. Zudem finden sich weitere Text-, Audio- und Videodateien zum Ruhrgebiet in der Gegenwartsliteratur in einem eigenen Archiv.

 

Die Buchpräsentation findet am 21. Mai 2010, 16 Uhr, im neuen Medienhaus Mülheim an der Ruhr (Synagogenplatz 3) statt. Das Buch wird präsentiert von Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, dem Direktor des Ruhr Museums Essen, die beiden Herausgeber stehen anschließend zum Gespräch bereit.

Zwischen Geistesarbeit und Aschenbrödeltum: Die Professionalisierung der Autorschaft zwischen 1800 und 1933. Eine Rezension für IASLonline

Seit dem 12.4. ist meine Rezension des Buches Autorschaft. Eine kurze Sozialgeschichte der literarischen Intelligenz in Deutschland zwischen 1860 und 1930 von Rolf Parr (Heidelberg: Synchron, 2008) auf IASLonline zu lesen. Parrs Buch zeigt unter anderem, dass es höchst problematisch ist,

„in aktuellen Debatten um das Urheberrecht und das ›geistige Eigentum‹ mit dem Autor zu argumentieren, dessen Rechte es zu schützen gelte. Die Suggestion, dass – angesichts der Möglichkeiten der digitalen Kopie – nur mit dem bestehenden Urheberrecht und einer Bewahrung des Mediums Buch der Fortbestand hochklassiger Literatur zu gewährleisten sei, impliziert die Unterstellung, dass Buchautoren im Regelfall vom Ertrag ihrer urheberrechtlich geschützten Werke gut leben konnten. Parrs Buch macht jedoch deutlich, dass selbst viele heute kanonisierte Autoren zu einer ›Mischkalkulation‹ gezwungen waren. Bereits in der Gutenberg-Galaxis gestalteten sich somit die Bilder der Autorschaft und ihre Verdienstwege widersprüchlich – und die meisten ›Geistesarbeiter‹ schrieben damals aus einem ›Aschenbrödeltum‹ heraus, das heute als ›junges Medienprekariat‹ wiederkehrt, was die gegenwärtige Situation natürlich keineswegs schöner macht.“

„Die bislang beste Ruhrgebiets-Anthologie“

Vor drei Monaten erschien der von Florian Neuner und mir herausgegebene Sammelband Europa erlesen: Ruhrgebiet – und bislang sind wir über die Reaktionen auf unser Buch sehr erfreut! Heute erschien beispielsweise eine Rezension in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, in der Jens Dirksen unseren Band hervorhebt, denn es handele sich um
„die bislang beste Ruhrgebiets-Anthologie. (…) Die Spannbreite umfasst (…) ungewöhnlich viele Jahrhunderte, die Auswahl ist so sorgfältig wie originell.”
Daneben schaffte es der Band bereits auf die Aufmacherseite des Feuilletons der Frankfurter Rundschau; Christian Thomas schrieb dort am 27.1.2010 über
„eine literarische Anthologie, in der sich die Beschaffenheit einer Region verdichtet. Geistige Topografie könnte hier nicht stärker zerklüftet sein, zwischen Selbstzerknirschung und Größenwahn. (…) Ruhrgebiet, und das ist doch wirklich angemessen, wird (…) auf mentalen Reichtum alliterarisiert.”
Und es gibt noch weitere positive Rezensionen: Continue reading

Zwischen Plagiat und Intertextualität: Helene Hegemann und die Literatur in der Wissensgesellschaft nach der digitalen Revolution

Die medialen Effekte der digitalen Revolution sind immens – und werden in den kommenden Dekaden noch weitere radikale Folgen mit sich bringen. Wie normal uns heute bereits eine mediale Umgebung mit all ihren Möglichkeiten erscheint, die vor 23 Jahren noch mühsam vom Fernsehen erschlossenen werden musste und wie eine Szene aus einem Science Fiction wirkte, ist kaum zu glauben. Die Verbindung einer Schreibmaschine mit einem PC wurde als Revolution gefeiert, die Speicherkapazität einer CD-Rom noch in Konversationslexika-Bänden aufgerechnet, ein schnurloses Telefon kostete 1700 Mark und der Moderator sprach von einer ‚Tastatatur’… Doch sehen Sie selbst, wie es bei der Computermesse CEBIT ´87 aussah:

Dieses Video werde ich bald als Ausgangspunkt eines Vortrags verwenden, den ich in Göttingen halten werde. Die Folgen der digitalen Revolution für das Feld der Literatur werden nämlich auf der von Heinz Ludwig Arnold, Matthias Beilein, Claudia Stockinger und Simone Winko organisierten Konferenz Wertung, Kanon und die Vermittlung von Literatur in der Wissensgesellschaft thematisiert, auf der ich am Sonntag, 7.2., um 14 Uhr, zum Thema Wer hat Angst vor Goethes Pagerank? Die digitale Distribution von Literatur und die Aufmerksamkeitsökonomie des Internets sprechen werde. Continue reading

Das Buch: Europa erlesen: Ruhrgebiet

In dieser Woche werde ich – gemeinsam mit dem Mitherausgeber Florian Neuner – das frisch erschienene Buch Europa erlesen: Ruhrgebiet in Essen (27.10., Heinrich-Heine-Buchhandlung) und in Bochum (30.10., Haus der Geschichte des Ruhrgebiets) präsentieren. Wir freuen uns sehr, dass der Wieser Verlag uns diese Veröffentlichung anvertraut hat, und sind mit den 68 von uns ausgewählten Texten von Autoren wie Heinrich Böll, Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Eckhard Henscheid, Richard Huelsenbeck, Thomas Kapielski, Alexander Kluge, Georg Kreisler, Ferdinand Kriwet, Eva Kurowski, Jürgen Link, Waltraud Seidlhofer, Dezső Tandori, Walther von der Vogelweide, Wolfgang Welt u.v.a.m. vollauf zufrieden. Continue reading

Kulturrevolutionärer Appell. Für eine Nutzung der digitalen Publikationsmöglichkeiten und die produktive Koexistenz von Buchkultur und Internet

Wir erleben seit einigen Jahren den Beginn eines digitalen Zeitalters, das bereits weitreichende Folge für alle anderen Medien – wie Buch, Fernsehen, Fotografie – hat und in Zukunft noch größere haben wird. Als Literaturwissenschaftler und Autor hat mich in den vergangenen Monaten geärgert, wie einerseits die ‘Netzenthusiasten‘ im Sinne einer naiven Utopie suggerieren, dass mit einem neuen Medium wie dem Internet zugleich auch alles besser werde, und wie andererseits die Verteidiger der analogen Medienwelt so tun, als könne man dem digitalen Zeitalter entweichen und irgendwie doch noch den medialen Status quo bewahren.

Viele meiner liebsten, klügsten und besten Kolleginnen und Kollegen aus der literaturwissenschaftlichen Welt haben in letzterem Sinne den Heidelberger Appell unterzeichnet, den wiederum seine Online-Kritiker als “haarsträubend wie gefährlich” (Matthias Spielkamp) oder auch “feudalistisch” (Peter Glaser) brandmarken. Wenn man sich mit einzelnen Appell-Unterzeichnern ausführlicher unterhält, wird schnell deutlich, dass die dichotomische Gegenüberstellung von Buch versus Internet, geistigem Eigentum versus digitaler Kopie, Freiheit der Forschung versus Open Access sowie die Verschmelzung von Google und Open Access zu einem gemeinsamen Feind auch von vielen Unterzeichnern selbst kritisch gesehen wird.

Tatsächlich mag der Heidelberger Appell mit seinen starken und unversöhnlichen Thesen wichtig gewesen sein, um in den aktuellen Debatten mit Getöse auch die (im Medienverbund ansonsten bereits zu schwachen?) Stimmen der Literaten und Literaturwissenschaftler erklingen zu lassen. Wohin aber soll uns das in the long run führen? Schließlich beschäftigt uns alle schon in der Gegenwart nicht die Frage, ob wir die Buchkultur oder die digitalen Medienangebote nutzen, sondern wie wir diese beiden Optionen sinnvoll miteinander verbinden bzw. nebeneinander stellen. Dies scheint mir die eigentliche und zukunftsträchtige Frage zu sein.

Aus diesem Grunde habe ich für die jüngste Ausgabe der von den Literaturwissenschaftlern und Professor/inn/en  Jürgen Link (Dortmund), Rolf Parr (Bielefeld) und Marianne Schuller (Hamburg) herausgegebenen Zeitschrift kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie (Heft 57, Oktober 2009: mit dem Schwerpunkt “Warum kein Widerstand?” ohnehin sehr interessant!) einen längeren Aufsatz mit dem Titel Das Internet und die digitale Kopie als Chance und Problem für die Literatur und die Wissenschaft. Über die Verabschiedung des geistigen Eigentums, die Transformation der Buchkultur und zum Stand einer fehlgeleiteten Debatte geschrieben (zum Download des Aufsatzes als PDF bitte auf den Aufsatztitel klicken! Ich danke David Link für die grafische Gestaltung!). Darin unternehme ich – vor dem Hintergrund des historischen und medientheoretischen Wissens der kulturwissenschaftlichen Germanistik – den Versuch, die Buchkultur und die digitale Welt in ihren Stärken und Schwächen miteinander zu versöhnen und die durch den Heidelberger Appell evozierte dichotomische Debatte zu differenzieren. Konkret versuche ich zu zeigen,

  • warum der Heidelberger Appell eine überfällige Debatte verhindert;
  • warum Medienumbrüche schon immer ein diskursives Ereignis waren und die aktuellen Debatten um das Internet im historischen Rückblick auf die Durchsetzung des Buchzeitalters gar nicht so neu sind;
  • dass der Begriff des ‘geistigen Eigentums’ heute obsolet ist und nur noch als rhetorischer Kampfbegriff genutzt wird;
  • inwiefern Buchverlage, Wissenschaftler und ‚Geistesaristokraten’ (auch) als Besitzstandswahrer agieren;
  • dass der Kampf gegen die Vorherrschaft Googles notwendig ist;
  • warum ein neues Urheberrecht und Open Access wichtig sind;
  • welche Chancen und Probleme das Internet und die digitale Kopie für die Literatur und die Wissenschaft mit sich bringen.

Die historischen Betrachtungen und die Differenzierung der Gegenwart münden schließlich in einen Kulturrevolutionären Appell, benannt nach dem Publikationsort und dem erhofften Effekt des Beitrags, der wie folgt aussieht:

“Kulturrevolutionärer Appell. Für eine Nutzung der digitalen Publikationsmöglichkeiten und die produktive Koexistenz von Buchkultur und Internet

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Downloads: …und draußen tobt die Dunkelziffer. Kathrin Röggla im Gespräch

Kathrin Röggla gewann zuletzt u.a. den Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch (2005) und den Preis der SWR-Bestenliste (2004), zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen zählen abrauschen (1997), irres wetter (2000) und wir schlafen nicht (2004). 2006 wurde sie mit ihrem Stück draußen tobt die dunkelziffer zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen, das sich mit Privatinsolvenzen und Schuldnerberatungen beschäftigt. Aus diesem Grunde führte ich für die Festivalzeitschrift Stück für Stück ein Interview mit ihr, das unter dem Titel Eine interessante Krise. Kathrin Röggla im Gespräch über kapitalistische Knoten, subversive Strategien und antisemitische Ausdrücke erschien. Darin äußerst sie sich auch über die – allerdings eingeschränkte – Aktualität der Marxistischen Kapitalismuskritik:

Schon Marx hat eine Tendenz zur Monopolisierung im Kapitalismus beschrieben, und da liegt er ja heute ganz richtig. Allerdings denke ich nicht teleologisch, zum Beispiel im Sinne einer sich notwendig ergebenden gerechteren Welt, aber auch nicht in dem Sinne, dass der Kapitalismus nur eine zyklische Krise erlebt und gestärkt hervorgeht. Diese Krise zu beschreiben interessiert mich, sowie die Widerstandskämpfe, die sich natürlich ständig verändern.

Das gesamte Interview kann nun abgerufen werden (Quelle: Stück für Stück 7/2006, S. 3). Auf der rechten Seite findet sich das Interview, auf der linken Seite eine Zusammenfassung der Publikumsdiskussion über das Stück.