„Der Rang von Kunstwerken ist dem des Adels entgegengesetzt: er misst sich nicht an der Herkunft, sondern an den Konsequenzen.”
Heinz-Klaus Metzger
Bei Autoren wie Alexander von Schönburg, Alexa Hennig von Lange oder Benjamin von Stuckrad-Barre evoziert dies allerdings eine chiastische Struktur. Da mal drüber nachdenken!
Während sich die Feuilletons und die Boulevardpresse über die “Feuchtgebiete” von Charlotte Roche oder die Selbstinszenierungsstrategien von ‘Lady Bitch Ray’ echauffieren, wird gerne übersehen, dass das offene Schreiben oder Sprechen über Sexualität und Körperflüssigkeiten nun wirklich keine Erfindung des 21. Jahrhunderts ist. Einen jüngeren Klassiker zum Thema, der allerdings im Gegensatz zu Roches Buch und ‘Lady Bitch Rays’ Inszenierungen über eine beeindruckende künstlerische Qualität und eine für den Boulevard inkompatible Form politischer Reflexion verfügt, hat Elfriede Jelinek bereits 1989 mit “Lust” vorgelegt.
Erstaunlich, in welch peinlicher Weise die damaligen und ‘natürlich’ männlichen Chefliteraturkritiker (Reich-Ranicki, Karasek, Busche) gegen die tapfere Sigrid Löffler den Text und seine Autorin denunzieren. Doch sehen Sie selbst:
Mir ist noch nicht klar, welcher Moment der peinlichste ist:
Jener, als Jürgen Busche auf Löfflers Satz “Die Sprache ist von Männern besetzt” den Kopf zur Seite wegdreht (Minute 1,13)?
Jener, als Hellmuth Karasek im Versuch, differenziert zu argumentieren, mit seiner Frage “Wie unterscheidet sich die Sprache der Jelinek von dieser männlichen Sprache?” doch wieder in die Differenzfalle tritt?
Oder jener, als Marcel Reich-Ranicki sagt: “…sie erzählt oft sehr gut. Mich interessiert aber eine ganz andere Frage: (…) Wie funktioniert die Psyche einer Frau, die jeden Morgen für zwei oder drei Stunden sich an den Schreibtisch gesetzt hat, um wieder nur den Dreck zu beschreiben, wie eine Frau gequält wird von ihrem Mann?”
Der finnische Sänger und Schriftsteller Mauri Antero Numminen bringt uns das Frühwerk Tractatus logico-philosophicus des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein in gesungener Weise nahe. Er hat sich dabei gegen den ersten Satz -„Die Welt ist alles, was der Fall ist.“ (S. 11) – und für den siebten und letzten Satz – „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ (S. 85) – entschieden:
Mir gefällt übrigens der ‚Satz 5.634’ am besten :
Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein. Alles, was wir überhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein. Es gibt keine Ordnung der Dinge a priori.
[Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Werkausgabe Band 1. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1993. S. 68]
Vor kurzem ist der Band SUBversionen. Zum Verhältnis von Politik und Ästhetik in der Gegenwart beim transcript Verlag erschienen. Eine Rezension des Deutschlandradio Kultur stellt fest, der Band liefere “pointierte Sichtweisen auf das Thema”, seine Beiträge seien “sehr einsichtig” (Sendung Breitband, 5.7.2008). Auf den Seiten des transcript Verlags können Sie inzwischen das Inhaltsverzeichnis des Bandes und eine Textprobe bzw. das Einführungskapitel downloaden und einsehen. Weitere Informationen zum Buch finden Sie auch auf diesen Seiten.
Im Einführungskapitel formulieren die HerausgeberInnen Thomas Ernst, Patricia Gozalbez Cantó, Sebastian Richter, Nadja Sennewald und Julia Tieke das Ziel des Buches wie folgt: Continue reading →
Jüngst erschien der Sammelband SUBversionen. Zum Verhältnis von Politik und Ästhetik in der Gegenwart, der auf einer Tagung basiert, die im Juli 2006 im Künstlerhaus Edenkoben stattfand. Im Vorfeld dieser Tagung gab ich dem freien Radio Z aus Nürnberg ein Interview, das nun zum Download bereitsteht. Darin gibt es auf die Frage, ob heute überhaupt noch wirksame subversive Strategien existieren, die folgende Antwort:
Die Frage ist, über welches Feld man redet und was man überhaupt erreichen will. Wenn man sagt, wir wollen den Kapitalismus abschaffen und Continue reading →